Jahresrückblick aus dem Nationalpark Unteres Odertal

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1. March 2018
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14. March 2018
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08. März 2018

Jahresrückblick aus dem Nationalpark Unteres Odertal

Criewen – Am Donnerstag stellte der stellvertretende Nationalparkleiter Dr. Michael Tautenhahn gemeinsam mit dem Leiter der Naturwacht Edgar Wendt und dem Vorsitzenden des Nationalparkkuratoriums Karsten Stornowski den Jahresrückblick 2017 und die Vorhaben und Projekte für das laufende Jahr vor.

2017 war wieder trotz komplizierter Bedingungen ein erfolgreiches Jahr in der Geschichte des Nationalparks. In vielen Bereichen der Nationalparkentwicklung konnten die Mitarbeiter/ Mitarbeiterinnen der Nationalparkverwaltung und der Naturwacht gemeinsam mit den Partnern und Unterstützern des Nationalparks Fortschritte erzielen.

Ergebnisse 2017

Management

Schöpfwerksmanagement
Das dynamische Schöpfwerksmanagement im Überflutungspolder A/B ist im zweiten Jahr fortgesetzt worden. Im Staubeirat wurde die Wasserhaltung einvernehmlich zwischen Landnutzern, Naturschützern und Wasserwirtschaftlern abgestimmt. Trotz extrem hoher Niederschläge konnten in der Hauptbrutzeit im Frühjahr optimierte Wasserverhältnisse für die Brutvögel und in der sommerlichen Nutzungsphase durch verstärkten Schöpfwerksbetrieb die Grünlandnutzung gewährleistet werden. Erstmalig konnten die Auswirkungen auf die Brutvögel mit einem speziellen Monitoring dokumentiert und evaluiert werden.

Dynamisches Grünlandmanagement
Das Dynamische Grünlandmanagement gemäß Nationalparkplan wurde auf einer Fläche von ca. 4.000 Hektar auf der Grundlage fortgeschriebener Nutzungspläne der Nationalparkverwaltung durch die Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt. Damit konnten auch 2017 die Biotop- und Artenschutzziele im Grünland entsprechend der Vorgaben des Managementplans des Nationalparks erreicht werden.

Trockenrasenpflege
Trockenrasenbereiche wurden auf einer Fläche von 3,5 Hektar abgeflämmt, um den Erhaltungszustand besonders geschützter Fauna-Flora-Habitat-Lebensraumtypen (FFH–Lebensraumtypen) zu sichern und zu verbessern.

Reduzierung des Schwarzwildbestandes
Die Reduzierung des Schwarzwildbestandes zur Verringerung von Schäden an Hochwasserschutzanlagen wurde angesichts der zunehmenden Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest verstärkt. In Abstimmung mit den Jagd- und Naturschutzbehörden wurden weitere Bereiche in der Schutzzone I für die Bejagung freigegeben, zusätzliche Schussschneisen angelegt und Genehmigungen für Saufänge erteilt. Insgesamt führten die Maßnahmen zu einer Steigerung der Schwarzwildstrecke um 58% von 364 (Jagdjahr 2015/16) auf 575 (Jagdjahr 2016/17).

Unternehmensflurbereinigungsverfahren Unteres Odertal
Im Mittelpunkt der Unternehmensflurbereinigung steht derzeit die Erarbeitung des Entwurfs eines Flurbereinigungsplanes für die drei Verfahrensteilgebiete Nord, Süd 1 und Süd 2. Die vom Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung beauftragten drei Planungsbüros können sich dabei auf die bereits erfolgte vorläufige Besitzeinweisung stützen. Die Übertragung der Vielzahl der auf den Grundstücken des Gewässerrandstreifenprojekts liegenden Rechte auf die neu geordneten Flurstücke bedeutet einen immensen Aufwand für die Planerstellung.

Hochwasserschutz
Nach zweijähriger Bauzeit konnte am 12. Januar 2018 der Deichabschnitt vor Schwedt durch Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger feierlich übergeben werden (Baulos 63). Der 2,6 Kilometer lange Deichabschnitt wurde termingerecht fertiggestellt. Die Massentransporte wurden über den eigens errichteten Schiffsanleger in der Schwedter Querfahrt abgewickelt. An den wasserseitigen Böschungen wurden Tondichtungsbahnen und Biberschutzgitter mit eingebaut. Die ökologische Baubegleitung konnte während der Bauphase das Vorkommen der Zauneidechse nachweisen. Als Schutzmaßnahmen wurden Amphibienschutzzäune verwendet und Ersatzhabitate aus Lesesteinhaufen, Sanddünen sowie Totholz angelegt.

Forschung und Monitoring

EU-Berichtspflicht Umsetzung der Europäischen Vogelschutzrichtlinie
Im Jahr 2017 erfolgte eine umfangreiche Erfassung ausgewählter Brutvogelarten des Nationalparks im Rahmen der Erfüllung der EU-Berichtspflicht des Landes Brandenburg. Zu kartieren waren besonders zu schützende Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie und weitere bestandsgefährdete bzw. gebietstypische Vogelarten, wie Rohrdommel, Knäkente, Bekassine, Eisvogel, Schwarzspecht oder Heidelerche. An dem Vorhaben waren acht Kartiere (Ornithologen) aus der Region beteiligt.
Von den 61 ausgewählten, zu kartierenden Arten wurden 50 Arten als Brutvögel festgestellt. Positiv entwickelt haben sich z.B. die Bestände von Trauerseeschwalbe, Rohrweihe, Kranich oder Blaukehlchen. Bei den wiesenbrütenden Arten, für die im Nationalpark das dynamische Grünlandmanagement eingeführt wurde, konnten positive wie negative Trends ermittelt werden.
Für elf Arten konnte der Status „Brutvogel“ mangels Nachweis nicht vergeben werden. Davon waren vier Arten in früheren Jahren Brutvögel (wie z. B. Seggenrohrsänger oder Rebhuhn)gewesen und sieben nur unregelmäßig auftretende Arten brüteten auch in diesem Jahr nicht im Nationalpark.

Schwarzwild Telemetrie-Projekt
Das Forschungsprojekt über die Raumnutzung des Schwarzwildes wurde planmäßig fortgesetzt. Erste Ergebnisse belegen, dass der Nationalpark vom Schwarzwild als Einstandsgebiet verstärkt genutzt wird und die Schutzzäune entlang der Deiche ihren Zweck erfüllen. Die hohen Wasserstände seit November 2017 zeigen deutlich das Ausweichen der Tiere in hochwasserfreie Bereiche.

Neue Arten im Nationalpark
Im Jahr 2017 konnten sechs neue Insektenarten und eine neue Pflanzenart (Großer Algenfarn) festgestellt werden. Bemerkenswert ist, dass darunter einige wärmeliebende Arten zu finden sind. Zu ihnen gehören: Feuerlibelle, Südliche Eichenschrecke und Trauer Rosenkäfer.

Drittmittelprojekte

INTERREG Va
„Nachhaltiger Wassertourismus im einzigartigen Unteren Odertal“ (Leadpartner Stadt Schwedt/Oder mit Nationalpark Unteres Odertal – Verwaltung und Verbund der Landschaftsschutzparks der Wojewodschaft Westpommern)
Das Vorhaben beläuft sich nach Projektänderung (Auflagen der Bewilligungsbehörde) auf ein Gesamtvolumen von 2,6 Mio. €, davon Nationalpark 0,655 Mio. €. Der Förderbescheid wird im 3.Quartal 2018 erwartet.

Stadt-Umland-Wettbewerb (Beitrag der Nationalparkstadt Schwedt/Oder und der Stadt Angermünde)
Geplant sind ein Vorwegweisersystem an Bundes- und Landesstraßen zu den Nationalparkeingängen, Nationalpark-Infopavillons in der Nationalparkstadt Schwedt und in der Nationalparkregion. Die ELER-Antragstellung durch die Kommunen ist derzeit noch in Erarbeitung.

Internationale Nationalpark-Kooperation
Vom 13.9. bis 6.10. fand eine Intensivqualifizierung von sechs Rangern aus dem Banhine Nationalpark in Mosambik im Unteren Odertal statt, die mit einem zweitägigen Workshop endete. Das Vorhaben wurde und wird über das Bund-Länder-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Die Projektlaufzeit wurde bis Mitte 2018 verlängert.

Tourismus und Regionalentwicklung
Eine wissenschaftliche Studie zur Wertschöpfung des Tourismus im Nationalpark Unteres Odertal konnte als Wiederholungsaufnahme abgeschlossen und zusammen mit der Studie zur Erstaufnahme veröffentlicht werden. Es wurde eine herausragende und zunehmende Bedeutung des Nationalparks für die touristische Entwicklung der Region belegt.
Bedingt durch die Sturmschäden waren umfangreiche Unterhaltungsarbeiten an der touristischen Infrastruktur erforderlich, die weitgehend abgeschlossen sind. Mit den Vorbereitungen zur Einrichtung eines Wildnis-Erlebnispfades in einem vom Windwurf stark veränderten Waldabschnitt wurde begonnen.

Besucher
Im Jahresverlauf 2017 wurden knapp 25.000 Besucher und Gäste in den verschiedenen Nationalparkeinrichtungen bzw. als Teilnehmer naturkundlicher Angebote der Naturwacht, der Natur- und Landschafts- sowie der Kanuführer und anderer Anbieter registriert.
Davon nutzten 17.000 Besucher die Ausstellung im Nationalparkhaus und ca. 8.000 Gäste waren Teilnehmer verschiedenster naturkundlicher Angebote. Damit blieb die Rolle des Nationalparks als wichtiges touristisches Ausflugsziel im Norden Brandenburgs erhalten, wobei im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist.
Naturwacht

    Die Hauptarbeitsfelder der Naturwacht 2017.

  • 25% Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung
  • 20% die Betreuung im Nationalparkhaus (Besucherzentrum)
  • 28% Gebietskontrolle

Darüber hinaus waren das Umwelt-Monitoring und der Bau und die Reparatur von Besucherleitsystemen wichtige Schwerpunkte.

Im Jahr 2017 nahmen 13 Kinder und Jugendliche am Programm der Kinder- und Jugendgruppe „Kiebitze“ teil. Die Gruppe wurde um vier neue Mitglieder erweitert.

Während der Gebietskontrollen wurden im Jahresverlauf 91 Verstöße gegen das Nationalparkgesetz und andere Rechtsvorschriften festgestellt und davon 20 zur Anzeige gebracht. Überwiegend handelt es sich bei den Verstößen um das Nichtanleinen von Hunden, um den Diebstahl von Infotafeln und Nationalparkschildern, um Sachbeschädigungen an der touristischen Infrastruktur und die Missachtungen des Wegegebots für Kraftfahrzeuge.

Vorhaben 2018

Umwelt-Monitoring
Im Ergebnis des wissenschaftlichen Umwelt-Monitorings wird 2018 der zweite Umweltbericht zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Nationalpark mit abgeleiteten Managementempfehlungen vorgelegt und veröffentlicht.

Unternehmensflurbereinigungsverfahren
Ab Mitte 2018 ist mit der Fertigstellung der Planentwürfe zur Flurneuordnung zu rechnen. Diese Entwürfe werden dann einer detaillierten Prüfung durch das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) und die Nationalparkverwaltung unterzogen. Nach Erledigung der im Ergebnis der Prüfung gegebenenfalls veranlassten Überarbeitung ist die Bekanntgabe des abschließenden Flurbereinigungsplanes ab 2019 zu erwarten.

Wassermanagement – Öffnung Polder 10
Die im letzten Jahr begonnenen Vorbereitungen zur dauerhaften Öffnung des Polders 10 sollen 2018 fortgeführt werden. Nach einer wasserwirtschaftlichen Machbarkeitsstudie (WASY 2006) wurde die Durchführbarkeit dieses Projekts bestätigt. Aktuell ist der Schöpfwerksbetrieb schon eingestellt. Ein vorbereitendes Monitoring zur Erfassung des status quo der Grundwasserqualität ist abgeschlossen. Die Betroffenheit der landwirtschaftlichen Betriebe wurde inzwischen mit der vorläufigen Besitzeinweisung im Unternehmensflurbereinigungsverfahren Unteres Odertal gelöst. Damit steht im laufenden Jahr die Beantragung und Durchführung des Genehmigungsverfahrens an.

Tourismus
Im Jahr 2018 soll nach Vorliegen des Bewilligungsbescheides das INTERREG Va – Projekt „Nachhaltiger Wassertourismus im einzigartigen Unteren Odertal“ beginnen.

Der Nationalpark hat zurzeit 22 zertifizierte Partner. Die Partnerinitiative wird 2018 evaluiert und die Aufnahme weiterer Nationalparkpartner durch den Vergaberat ist vorgesehen, so dass der Kreis der Unterstützer kontinuierlich wächst.
Im touristischen Bereich soll die Angebotspalette um einen Wildniserlebnispfad nahe dem Nationalparkzentrum bei Criewen erweitert werden.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, Renaturierungsvorhaben

Als größere Baumaßnahme ist die dauerhafte Sicherung des Brückenteiches bei Stolpe in der Schutzzone I geplant.

Der Rückbau der ehemaligen Zollstation Widuchowa ist beantragt und soll im Herbst 2018 in Angriff genommen werden.

Der Anschluss des Altarms „Tieflanke“ im Polder 4 an die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße und die Schaffung eines Kleingewässers im Lunow-Stolpe-Polder bei Schöneberg, beides seit Jahren geplante Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen aus dem Oderdeichprogramm, sollen zur Umsetzung kommen.

Die für das Jahr 2019 zur Umsetzung vorgesehene Renaturierung des Gellmersdorfer Grenzgrabens wird vorbereitet.

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