Neues aus dem Partner-Nationalpark in Afrika
Der Schutz der wilden Natur und der natürlichen Prozesse ist ein gemeinsames Anliegen von Nationalparks weltweit. Auch wenn die nationalen Bedingungen extrem unterschiedlich sind, hat Naturschutz immer eine grenzüberschreitende, internationale Dimension: Die Natur kennt keine Staatsgrenzen. Auf dieser Grundlage haben sich in der Familie der Nationalparks Kooperationen entwickelt, um sich gegenseitig zu unterstützen und Erfahrungen auszutauschen.
Der Nationalpark Unteres Odertal in Deutschland und der Banhine Nationalpark in Mozambik pflegen seit 2014 eine Nationalparkkooperation. Hierzu wurde am 4.Juli 2015 eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Ungleich größer als das Untere Odertal ist der mosambikanische Banhine-Nationalpark. Das Schutzgebiet in der mosambikanischen Provinz Gaza ist mit einer Fläche von 7.000 Quadratkilometern etwa siebzigmal so groß wie der Nationalpark Unteres Odertal.
Einige der Zielstellungen der Zusammenarbeit sind der Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen den Verwaltungen und die Verbesserung des Managements durch Fortbildungen, Hospitationen und materielle Unterstützung. Durch von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit geförderte Programme konnten wissenschaftliche Projekte in Banhine unterstützt werden und es erfolgten gegenseitige Besuche der deutschen und mosambikanischen Nationalparkverwaltungen.
Darüber hinaus startete der Nationalpark Unteres Odertal eine umfassende Hilfsaktion für den Banhine-Nationalpark und initiierte ein Volunteer-Tourismus-Projekt. Im Jahr 2015 spendeten Schüler der Freien Schule Angermünde Schulbänke und -tische für die im Banhine-Nationalpark lebenden Kinder. Deutsche Studenten haben wissenschaftliche Arbeiten über den Banhine-Nationalpark geschrieben. Im April 2016 fuhr ein erstes Freiwilligen-Team in den Banhine-Nationalpark und leistete Aufbauhilfe, zahlreiche weitere folgten.
Ziel der Unterstützung ist unter anderem, eine touristische Infrastruktur im Banhine-Nationalpark aufzubauen, um dem Schutzgebiet Einnahmen zu sichern, die sowohl dem Park als auch der lokalen Bevölkerung zu Gute kommen. Damit soll zum einen die Akzeptanz für den Banhine-Nationalpark bei den Bewohnern der Dörfer in der Region erhöht werden. Zum anderen können aus den touristischen Erlösen Maßnahmen für den Naturschutz refinanziert werden.
Der Banhine-Nationalpark befindet sich unweit des weitaus bekannteren Limpopo-Nationalparks, der an den südafrikanischen Kruger-Nationalpark angrenzt, der mit einer Fläche von 20 000 Quadratkilometern zu den größten und meistbesuchten Nationalparks in Afrika zählt. Dieser verfügt mit 13 großen Camps über eine hervorragend ausgebaute touristische Infrastruktur und gilt als Vorbild für einen wirtschaftlich prosperierenden Nationalpark.
Die Peace Park Foundation, eine internationale Stiftung, die sich im südlichen Afrika stark für die Entwicklung grenzüberschreitender Schutzgebiete engagiert, hat gemeinsam mit der Nationalen Schutzgebietsverwaltung von Mosambik (ANAC) ein sehenswertes Video über den Banhine Nationalpark gedreht, das unter der Adresse: https://www.peaceparks.org/discovering-banhine-national-park/ abrufbar ist.
Der Förderverein Nationalpark Unteres Odertal hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die Menschen im Banhine-Nationalpark dauerhaft zu unterstützen. Zahlreiche Unterstützer haben schon mit ihren Spenden die Hilfsprojekte der Volontäre unterstützt. Die Spenden für den Banhine-Nationalpark werden zu 100% unmittelbar vor Ort für Hilfsmaterial und Lebensmittel ausgegeben. Spenden können unter dem Stichwort „Banhine“ auf das Konto des Fördervereins Nationalpark Unteres Odertal, IBAN: DE23 1705 2302 0130 0101 62, BIC: WELADED1UMX eingezahlt werden. (siehe www.fvnationalparkunteresodertal.de)

Europaurkunde verliehen – hohe Auszeichnung für Nationalparkchef Dirk Treichel
Nationalparkleiter Dirk Treichel wurde am 8.Mai 2020 vom Europaministerium des Landes Brandenburg mit der Europaurkunde für außergewöhnliche Verdienste um die europäische Idee und ein Miteinander über Nationalgrenzen hinweg geehrt. Diese Auszeichnung erfüllt uns als Nationalparkverwaltung mit Stolz. Sie zeigt, dass unsere gemeinsamen deutsch-polnischen Aktivitäten im Land wahrgenommen und gewürdigt werden.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Polen in Fragen des Naturschutzes, der Umweltinformation, der Regionalentwicklung, der naturkundlichen Bildung und der naturnahen Erholung ist bereits im Nationalparkgesetz verankert und wird von Beginn an von den Partnern beiderseits der Grenze gelebt. Sie ist keine einseitige Angelegenheit. Sie funktioniert nur auf der Basis von Vertrauen, Respekt und Augenhöhe. Sie ist keine Eintagsfliege und kein Alleingang, sondern ein ständiger Prozess mit Höhen und Tiefen.
Der Beitritt Polens zur EU 2004 eröffnete neue Chancen für eine intensivere fachliche und materielle Zusammenarbeit der Schutzgebiete im unteren Odertal, die in den Jahren 1993 bis 1995 auf deutscher und polnischer Seite eingerichtet wurden. Die gemeinsame deutsch-polnische Erklärung zur Schaffung eines grenzüberschreitenden Schutzgebietsverbundes von 1992 war die Basis dafür.
Es galt also anzupacken – wir haben die neue Herausforderung „EU-Förderung“ gemeinsam mit den polnischen Partnern angenommen. Nachdem in den Jahren 2011 bis 2014 bereits ein großes Interreg IVA - Projekt sehr erfolgreich durchgeführt wurde, befinden sich zurzeit zwei weitere Interreg VA-Projekte zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur und zum Erhalt der Biodiversität in der Umsetzung. Diese Arbeit schweißt zusammen. Vertrauen in der täglichen Arbeit und Kommunikation, Respekt in der Auseinandersetzung, Augenhöhe in der gegenseitigen Betrachtung macht die deutsch-polnische grenzüberschreitende Zusammenarbeit für uns aus. Sie bereitet vor allem aber auch Freude.
Die Erfolge in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den Schutzgebieten sind maßgeblich dem Nationalparkleiter Dirk Treichel zu verdanken. Durch sein ständiges Handeln, Werben und außerordentliches persönliches Engagement für den deutsch-polnischen Schutzgebietsverbund im unteren Odertal und viele weitere internationale Kooperationen hat er die Grundlagen dafür gelegt. Dies wurde mit der Europaurkunde nun angemessen gewürdigt.