Tag des Artenschutzes: Der unscheinbare Bitterling kämpft im Nationalpark Unteres Odertal ums Überleben

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Criewen – Am 3. März ist der alljährliche Tag des Artenschutzes, um auf den Verlust von Arten durch menschliche Eingriffe und Veränderungen von Lebensräumen aufmerksam zu machen. Der Nationalpark Unteres Odertal zeichnet sich durch einen großen Artenreichtum aus, er beheimatet allein 46 Fisch- und Neunaugenarten . Dieser Schatz ist durch den laufenden Ausbau der Oder und die Folgen der Oderkatastrophe im Sommer 2022 akut bedroht. Besonders bitter ist es für den Bitterling: Nicht nur sein Bestand wurde massiv getroffen, sondern auch  die für seine Fortpflanzung so  wichtigen Großmuscheln sind überwiegend abgetötet worden .

Jedes Jahr am 3. März wird an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens vom 3. März 1973 in Washington erinnert. Ein Tag, der offiziell seit 2013 zeigen soll, welche Bedeutung wildlebende Tier- und Pflanzenarten für den Menschen haben. Im Mittelpunkt steht dabei der anhaltende globale Verlust der Artenvielfalt. Nicht selten ist dieser Verlust auf den Eingriff des Menschen und die Veränderungen der Lebensräume zurückzuführen.

Welche dramatischen Auswirkungen das haben kann, hat sich bei der Oderkatastrophe 2022 für den Nationalpark Unteres Odertal gezeigt. Aufgrund der Einleitung industrieller salzhaltiger Abwässer kam es zu einer rasanten Vermehrung der sogenannten Goldalge, die ein für viele Fische und Weichtiere tödliches Gift produziert. Von diesem Fischsterben ist auch der Bitterling besonders betroffen.

Bitterlinge gehören zu der großen Familie der karpfenartigen Fische, sind aber eher die Zwerge unter den teilweise recht großwüchsigen Fischen. Sie werden selten größer als acht Zentimeter. Ihren Lebensraum finden sie in flachen, stehenden oder langsam fließenden Gewässern mit Pflanzenwuchs und Muschelpopulationen ¬ eine typische Art im Nationalpark also.

Seit der Oderkatastrophe im August 2022 haben sich die hydrologischen Bedingungen in den Gewässern des Nationalparks verändert. Neben dem oft berichteten Fischsterben, sind auch zahlreiche Weichtiere wie Schnecken und Muscheln durch das von der Goldalge produzierte Gift verendet. Bitterlinge brauchen jedoch Muscheln, um sich zu vermehren. Die im Nationalpark vorkommenden einheimischen Großmuscheln sind bevorzugte Brutmuscheln für die Karpfen. Die Weibchen legen ihre Eier in den Kiemen von Muscheln ab. Nach der Befruchtung durch männliche Bitterlinge wachsen die Jungfische dort sicher heran und verlassen diese erst, wenn sie schwimmfähig sind.

Nicht nur Bitterlinge brauchen die Muscheln zur Fortpflanzung. Auch andersherum besteht eine Abhängigkeit. Muscheln nutzen die mobilen Fische, um ihre eigenen Larven zu verbreiten. Durch engen Kontakt zwischen beiden haften Muschellarven an den Bitterlingen und werden so wie durch ein Bus-Shuttle verbreitet.

Die für den Bitterling so lebenswichtigen Muscheln waren ursprünglich in der Oder in riesigen Muschelbänken vorhanden. Wie Untersuchungen zeigen, gibt es auch nach der Katastrophe noch einen Restbestand. Dieser könnte das Überleben des Bitterlings gewährleisten. Aber nur wenn es keine weiteren massiven Salzeinleitungen und damit einhergehende Massenvermehrungen der giftigen Goldalge gibt und die Muschellebensräume nicht durch den in Polen bereits begonnenen Oderausbau zerstört werden.

 

Original: Pressemittelung des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK)

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