22. Mai internationaler Tag der Artenvielfalt
12. May 2022
Fortschreibung des Nationalparkplans im Unteren Odertal hat begonnen
25. May 2022
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Deutsche und polnische Naturschützer auf der Ehrenamtsveranstaltung am 14.05.2022 | Foto: Roland Schulz

Interreg-Projekt verbindet polnische und deutsche ehrenamtlich aktive Naturschützer

Mehr als 30 ehrenamtlich aktive Naturschützer von beiden Seiten der Oder haben am 13. und 14. Mai deutsche und polnische Naturschutzprojekte besucht, neue Kontakte geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht. Dabei wurde deutlich, dass es im Naturschutz keine Grenzen gibt!

„Top Programm, prima Gespräche, spannende Projekte!“ Marina Delzer, Kräuterfrau aus Alt-Galow, war begeistert von dieser Veranstaltung im Rahmen eines grenzüberschreitenden Interreg-Projektes. Startpunkt der zweitägigen Exkursion war der Storchenhof Papendorf bei Pasewalk. Unglaublich, was Jens Krüger, Kreisstorchenbetreuer, hier auf die Beine gestellt hat. Im jüngsten Projekt, der Greifvogelvoliere, bereitet Krüger drei verletzte Seeadler auf ihre Auswilderung vor. Weiter ging es auf eine Insel im Stettiner Haff, den Riether Werder im Naturpark am Stettiner Haff. Hier wurden die Naturschützer von Windböen, Regen und mehr als 20.000 brütenden Lachmöwen stürmisch empfangen. Ein unglaubliches Naturschauspiel. Inselwart Frank Joisten betonte die Bedeutung der gezielten Jagd auf Tiere wie Wildschwein, Fuchs und Waschbär, die sonst mit ihrem Appetit auf die Eier und den Nachwuchs der hier bodenbrütenden Vogelarten diesen zur Gefahr würden. So wird der Schutz der östlichsten Vogelschutzinsel mit der größten Lachmövenkolonie Deutschlands gewährleistet. Weiter ging die Fahrt zu einem Niedermoor am Gut Borken, einer der letzten Gebiete in Mecklenburg-Votrpommern, in denen Große Brachvögel brüten. Grundlage dieser erfolgreichen Bruten ist die exzellente Kooperation mit den Landwirten. Ein seltenes Vorkommen in Deutschland, eine wilde Orchideenwiese, die extensiv bewirtschaftet und regelmäßig wissenschaftlich von Ehrenamlichen erfasst wird, stellte Revierförster Torsten Dinse im nächsten Projekt vor. Die Daten werden auch vom Botanischen Garten Berlin genutzt, der hier im Rahmen des Erhalts einer sehr seltenen Enzianart in Europa ein Spezialmonitoring  durchführt. Nachdenklich wurden die Teilnehmenden beim Besuch der Höfegemeinschaft Pommern in Rothenklempenow, als ihnen das Projekt „Weltacker Zukunft 2000 m²” präsentiert wurde. Soviel Fläche hat theoretisch jeder Mensch auf der Erde, von der er satt werden und leben muss.

Der nächste Tag startete im Kulturzentrum Stepnica am Stettiner Haff mit Vorträgen. Agnieszka Plich stellte ein Interreg-Projekt zum Schutz und der Revitalisierung von Alleen als wertvolle Lebensräume vor. Agnieszka Raclawka erläuterte ihre Erfahrungen für den Erhalt der gefährdeten Trockenrasen mit wunderbaren Pflanzen wie Enzianarten, Kuhschellen oder Federgras. Besonders spannend wurde es beim Bericht über den Europäischen Nerz, einer Art die mit gerade noch 6.000 Exemplaren vor dem Aussterben steht. Wie so oft, kleine Arten ohne Lobby verschwinden unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Jakub Skorupski, Leiter der polnischen Organisation „Grüner Verband – GAJA“, setzt seine letzte Hoffnung auf den Erhalt dieser Art durch Aufzucht- und Auswilderungsprogramme.

Claudia Normann, im Nationalpark Unteres Odertal Koordinatorin des Interreg-Projektes in dessen Rahmen dieser Austausch stattfand, wie auch Jochen Elberskirch, Leiter des Naturparks am Stettiner Haff, betonten die enorme Wichtigkeit der ehrenamtlichen Naturschutzarbeit und die Wertschätzung die diesem Engagement gebührt. “Diese Exkursion soll, als eine von drei Veranstaltungen, die Vernetzung der grenzübergreifenden ehrenamtlichen Naturschützer unterstützen. Hoffnung ist, daß aus diesem Netzwerk zukünftig viele weitere erfolgreiche, vor allem auch deutsch-polnische, Projekte für den Erhalt dieses besonderen Naturraums links und rechts der Oder realisiert werden können. Erste Ideen sind während der Reise vielleicht schon entstanden.” so Claudia Normann.

Bleibt auch zu hoffen, dass diese neu geschaffenen Brücken zwischen polnischen und deutschen naturbewegten Menschen auch zukünftig einen organisatorischen Rahmen finden, in dem sie sich entfalten und weiterentwickeln können. Ein weiteres Treffen ist zunächst für September geplant, das dann im Zeichen des Greifvogels stehen soll.

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